Storyolympiade ehrt ihre Sieger 2012

Storyolympiade ehrt ihre Sieger

Siegerehrung der Storyolympiade am Muc-Con 2012

Preisverleihung der Storyolympiade am Muc-Con 2012, von links nach rechts: Simone Edelberg, Tatjana Stöckler, Karin Jacob, Aileen Kopera, Kristina Kesselring und Carla Heinzel.

Mit Medaillen und der „Victor“-Statuette hat die Storyolympiade ihre Sieger ausgezeichnet. Die Siegerehrung mit anschließender Lesung war einer der Höhepunkte des MucCon in München.

Thomas Strehl aus Essen, der Erstplatzierte, musste leider kurzfristig aus beruflichen Gründen absagen. Doch mit der Silbermedaillengewinnerin Karin Jacob aus München und den beiden Drittplatzierten Kristina Kesselring (Ellernstadt) und Aileen Kopera (Bremen) konnte das Team der Storyolympiade drei würdige Preisträger präsentieren. Im – passend zum Wettbewerbsthema – mit Masken geschmückten Raum überreichte Tatjana Stöckel die Trophäen. Außerdem konnte sie die rechtzeitig zum Con erschienene Anthologie „Masken“ mit den besten Geschichten der Teilnehmer vorstellen.

Goldmedaille für Thomas Strehl

StOy-Victor 2012

StOy-Victor 2012 (modelliert von Carla Heinzel) für den 1. Platz an Thomas Strehl

Goldmedaillengewinner Thomas Strehl hatte mit seiner Geschichte „Die Maske des Siegers“ das Traumergebnis von 100 Punkten erzielt. Der Autor wurde 1965 in Düsseldorf geboren und wuchs auf in einem kleinen Dörfchen am linken Niederrhein (Kleinenbroich), bis es ihn im Alter von 29 Jahren – der Liebe wegen -– nach Essen verschlug. Dort lebt er mit seiner Frau, seiner Tochter und einem Jack Russell Terrier (Strehl: „dem verrücktesten und liebenswertesten Hund der Welt“). Außerdem gehört die Fuchsstute Amy zur reitsportbegeisterten Familie.
Thomas Strehl ist Sänger einer kleinen, aber feinen Band, mit der er gelegentlich auftritt.
Veröffentlicht hat er bisher einige Kurzgeschichten in unterschiedlichen Genres. „Da war von Kinderbuch bis zum blanken Horror alles dabei“, erzählt er. Besonders stolz ist er auf eine Veröffentlichung in der Geschichtenweber-Anthologie „“Spukhaus zu verkaufen“. Sein fester Vorsatz: „In Zukunft werde ich weiter an Ausschreibungen teilnehmen und Kurzgeschichten verbrechen. Ideen für eigene Romane sind vorhanden, aber diesen großen Zeitaufwand scheue ich im Moment noch.“ Dabei muss es nicht immer gleich der Blick auf das große Publikum oder die Bestsellerlisten sein: „Eigentlich schreibe ich, um mir selbst Geschichten zu erzählen. Manchmal habe ich nur einen Satz im Kopf, wenn ich mich ans Notebook setze, und überrasche mich beim Schreiben selbst. Dies ist natürlich keine Herangehensweise an einen Roman. Ein weiterer Grund, warum diese Projekte noch auf Eis liegen.“

Karin Jacob holt die Silbermedaille

Karin Jacob

Karin Jacob – 2. Platz

Platz zwei erschrieb sich Karin Jacob mit „Anderland“. Sie erhielt von der Hauptjury 96 Punkte. Die Autorin lebt in München/Lerchenau. Aufgewachsen ist sie in Bad Aibling, seit 2000 in München ansässig. Sie studierte Germanistik, Skandinavistik und Religionswissenschaften. Derzeit arbeitet sie als Technical Writer. Neben dem Schreiben ist ihr großes Hobby „Wandern für Anfänger“, außerdem liebt sie ihren kleinen Garten, wo Salate und Johannisbeeren liebevoll gezüchtet werden, ebenso wie ein traumhafter Fliederbusch.
Im Jahr 2010 veröffentlichte sie mit „Gerupfte Engel“ ihr erstes eigenes Buch. Es handelt sich um einen Lyrikband mit 50 Gedichten, der im WortKuss Verlag erschienen ist. Karin Jacob war auch als Herausgeberin tätig und brachte im Jahr darauf eine eBook-Anthologie mit dem Titel „Die Welt im Wasserglas“ heraus. Außerdem veröffentlichte sie zahlreiche Kurzgeschichten.
Ihre weiteren Ziele und Pläne: „Mich weiter verbessern; irgendwann Ideen umsetzen können, an denen ich bislang scheitere; meinen Roman weiterschreiben und fertigstellen.“
Karin Jacob liest mit Begeisterung Bücher von Stephen King. Außerdem hat sie eine Vorliebe für Goethe und die Märchen von Hans Christian Andersen. Ein großes Vorbild für sie ist der Künstler Oswald Henke.
„Sauer machen mich insbesondere Intoleranz und Ignoranz. Traurig machen mich Menschen, die sich über nichts freuen können, die stets unzufrieden sind und an allem herumnörgeln“, sagt die Autorin. „Ich schreibe für die Freude und gegen die Langeweile. schreibe nicht irgendwie politisch motiviert, es geht mir bei meiner Lyrik vor allem darum, Gefühle in den Menschen zu wecken und vielleicht ein klein wenig Selbsterkenntnis und Denkanstöße, wie man mit sich selbst umgehen sollte, um glücklich zu werden.“ Ein Patentrezept habe sie zwar nicht, aber bestimmte Texte hätten auf sie durchaus eine glücklich machende Wirkung. „Die Worte lösen irgendeine Gedankenkette in mir aus, und manchmal weiß ich dann, wie ich meinen Weg ein klein wenig verändern kann und möchte, um glücklich(er) zu sein.“ Gern kritisiert sie auch Missstände, vor allem wohl die „Ignoranz im Kleinen“, wie das Desinteresse am anderen, die Glorifizierung eines Partners und dergleichen. Manchmal auch machen die Worte und das Spiel mit ihnen ihr einfach Spaß. Ihre Kurzgeschichten sind überwiegend fantastisch. „Hier spuken mir einfach Ideen im Kopf herum, die raus müssen.“

Punktgleich auf dem dritten Platz landeten Kristina Kesselring aus Ellerstadt mit „Dr. Schnabel“ und Aileen Kopera aus Bremen mit „Schöne Gesichter“. Beide Autorinnen sind 25 Jahre alt und erhielten jeweils 94 Punkte von den Juroren.

Bronze für Aileen Kopera

Aileen Kopera

Aileen Kopera – 3. Platz

Aileen Kopera studiert in Bremen English-Speaking Cultures und Hispanistik. Praktische Erfahrungen sammelte sie als Praktikantin bei einem literarischen Verlag und bei einer Firma, die Sprachlern-Apps erstellt. Literatur und Übersetzungen sind auch der Bereich, in dem sie nach dem Studium arbeiten will.
Zu ihren Leidenschaften zählt neben Literatur die Musik. Sie spielt Gitarre und tanzt Flamenco. Außerdem betreibt sie ein Blog über Bücher und Musik. Bei der Storyolympiade des Jahres 2010 war sie bereits erfolgreich: Sie schaffte es mit ihrer Geschichte „Der ursprünglichste aller Zauber“ zwar nicht aufs Siegertreppchen, aber ihre Geschichte wurde in der Anthologie der besten Beiträge mit abgedruckt.
Aileen Kopera ist ein großer Harry-Potter- und Herr-der-Ringe-Fan. Auch liebt sie Michael Ende, der ihre Begeisterung für Fantasy-Literatur geweckt hat. Weitere inspirierende Autoren waren für sie Neil Gaiman und Mervyn Peake.
Allerdings sieht sie das derzeitige Angebot in der Buchhandlung eher kritisch: „In den letzten Jahren bin ich etwas genervt und enttäuscht vom Fantasy-Literaturmarkt. Mir scheint, er wird erschlagen von einer Flut an „Romantasy“, was meiner Meinung nach ein mühselig aufgebautes Image wieder zunichte zu machen droht.“ Nach einigen fabelhaften Titeln wie Harry Potter oder Artemis Fowl, die gezeigt haben, dass Fantasy nicht nur Kinderkram, sondern auch intelligente Unterhaltungsliteratur sein kann, mache der Markt den Eindruck, der Fantasyleser sei zum Kitschleser mutiert. „Ich wünsche mir, dass den „Fantasy-Perlen“, die es schon gab und die es auch jetzt irgendwo gibt, die Aufmerksamkeit zukommt, die sie verdienen“, sagt Kopera, die weniger das Abenteuerliche an der schätzt, sondern Geschichten liebt, die gesellschaftskritisch und zeitgenössisch sind, aber auf eine zeitlose Art, wie zum Beispiel . Momo von Michael Ende. „Wenn ich mir eine Geschichte zusammenspinne, habe ich diesen Anspruch auch an mich. Themen, die mich bewegen, sind zum Beispiel moralische Grauzonen und Gewissensfragen, die Höhen und Tiefen der menschlichen Seele, aber auch globale Themen wie die Zerstörung der Umwelt. Mir gefällt es, aktuellen Themen eine phantastische Note zu verpassen, da so Vieles in der Fantasy einen symbolischen Charakter besitzt, das sich wunderbar als Metapher für unsere „weltlichen Probleme“ eignet.“

Bronze für Kristina Kesselring

Kristina Kesselring

Kristina Kesselring – 3. Platz

Kristina Kesselring ist diplomierte freie Künstlerin und Kunstpädagogin und hat 2011 ihr Studium an der freien Kunstakademie Mannheim abgeschlossen. Sie hat bereits einige Kurzgeschichten aus dem Bereich Fantasy und Horror veröffentlicht und schuf mehrere Titelbilder für phantastische Bücher. Besonders wichtig sei ihr, „das Phantastische hinter dem Normalen zu sehen und zu träumen“, erklärt die Preisträgerin.
„Scheiben bedeutet für mich eine weitere Art, meiner Kreativität Ausdruck zu verleihen und das mit anderen teilen zu können“, sagt die 25-Jährige. „Wie groß diese Gruppe ist, spielt hierbei eigentlich eine untergeordnete Rolle. Man muss nur wissen, dass man nicht alleine ist. Dass es andere gibt, die träumen, wissen und lieben, vielleicht sogar auf ähnliche Weise wie man selbst.“
Ihr Ziel? „Weitere Bilder, Kurzgeschichten und Bücher veröffentlichen und damit ein geistiges Erbe, eine Fußnote in der Welt zu hinterlassen. Meine Gedanken, und Fantasien mit anderen Menschen zu teilen, einige von Ihnen mitträumen zu lassen und sie glücklich zu machen.“
Bereits als Kind hat sie viel gelesen, meistens Fantasy. Direkte Vorbilder habe sie nicht, doch als wichtige literarische Einflüsse nennt sie Anne Rice und Stephen King, Charlaine Harris und Laurell K. Hamilton. „Mein liebster belletristischer Besitz ist die in schwarzen Samt eingeschlagene, Luxusausgabe von Stephen Kings ‚Brennen muss Salem'“, erzählt die Preisträgerin. „Ich mag das Buch sehr weil es eine richtige klassische Horrorgeschichte ist und keine Thriller-Elemente enthält, wie viele seiner späteren Werke.“
Richtig wütend macht die Nachwuchs-Autorin, „dass es auch gute, deutschsprachige Autoren so schwer haben in etablierten Verlagen Fuß zu fassen, weil diese oft ihr Programm mit bereits bewährten Titeln aus Übersee vollstopfen, um das wirtschaftliche Risiko zu minimieren.“ Ein Risiko, das die Organisatoren der Storyolympiade gern auf sich nehmen, um jungen, noch unbekannten Autoren ein Sprungbrett zu bieten.

109 Beiträge zum Thema „Masken“

Insgesamt gingen diesmal 109 Beiträge zu dem Wettbewerb ein. Das Thema „Masken“ hatte damit deutlich weniger Autoren an den Schreibtisch gerufen als in den olympischen Schreibspielen der Vorjahre. Dafür, so war aus den Kreisen der Juroren zu hören, gab es deutlich weniger schlechte oder nicht zum Thema passende Beiträge als bei den vergangenen Wettbewerben. Möglicherweise lag es daran, dass zu dem doch recht speziellen Thema nur wenige Autoren bereits Fertiges in der Schublade liegen hatten, sodass die Beiträge passgenau für diese Ausschreibung geschrieben wurden. In der letzten Runde, als die Hauptjury ihr Urteil sprach, waren nur noch 37 der eingereichten Kurzgeschichten im Rennen.

Anthologie mit den Sieger-Texten

Cover "Masken": Ernst Wurdack unter Verwendung eines Bildes von Igor Molgun/Shutterstock.

Cover „Masken“: Ernst Wurdack unter Verwendung eines Bildes von Igor Molgun/Shutterstock.

Insgesamt fanden 25 Storys Platz in der Siegeranthologie zum Wettbewerb. Das Buch zur Storyolympiade trägt den Titel „Masken“ und ist ab sofort im Buchhandel erhältlich (ISBN 9783942026352, 210 Seiten, Euro 11,90).

Hauptjury 2012 Endergebnis

Wettbewerb 2011-2012 – Thema „Masken“ – Hauptjury Endergebnis

Bis zum Einsendeschluss erreichten uns 109 Einsendungen, die seitdem sorgfältig gelesen, sortiert und in zwei Juryrunden bewertet wurden. Zuletzt blieben 37 Geschichten übrig, die von unserer Hauptjury auf Herz und Nieren geprüft wurden. Seit ein paar Tagen ist diese Arbeit abgeschlossen und im Hintergrund begann die abschließende Auswertung.

Wie viele Geschichten wollen wir in die Anthologie aufnehmen? Welche sind wirklich gut genug? Wie viel Platz steht uns zur Verfügung? Wo ziehen wir die Grenze?

Auch diese Arbeit ist jetzt abgeschlossen.

Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir 25 Geschichten in die Siegeranthologie aufnehmen werden.

Darunter unsere vier Sieger der Storyolympiade 2011-2012:

Platz 1: Thomas Strehl mit „Die Maske des Siegers“

Platz 2: Karin Jacob mit „Anderland“

Platz 3: Aileen Kopera mit „Schöne Gesichter“ und Kristina Kesselring mit „Dr. Schnabel“

Herzlichen Glückwunsch!

Die weiteren Geschichten in der Storyolympiade-Anthologie 2011-2012 sind:

FBM – Günter Wirtz
Der Dämonenball – Nicole Gifi
Nacht der Masken – Sandra Friedrich
Das geheime Gesicht – Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser
Spiel nicht mit den Kellerkindern – Manuela Obermeier
Der ängstliche Mann – Viktor Nepomuk
Das verlassene Haus – Jens-Uwe Peters
Vogeltänzer – Stefanie Anger
Schutzmasken – Karsten Beuchert
Der Gesandte – Heike Knauber
Madame in 31 – G. K. Nobelmann
Götterbild – Sanna Schwarz
Selbstlos – Joachim Tabaczek
Hades – Marcus Haas
Masque de la Nuit – Peter Brand
Verfolgt – Michael Mauch
Paule sucht Patrick – Jan-Christoph Prüfer
Die Galerie – Michael Charvat
Der Laden – Jacqueline Bechert
Die Maske des wütenden Gottes – Birgit Schulz
Maskenmacher – Julia Klimmeck

Wir gratulieren allen Teilnehmenden, die es in die Anthologie geschafft haben. Sie alle sind bereits per E-Mail benachrichtigt.

Wir bedanken uns aber auch bei allen anderen, die eine Geschichte eingesandt haben. Lasst den Kopf nicht hängen und schreibt weiter! Die nächste Storyolympiade ist bereits in Planung. Spätestens dann ist Zeit für eine neue Geschichte, einen neuen Versuch. Dann werden die Karten wieder neu gemischt.

Unsere Siegeranthologie wird voraussichtlich im November erscheinen. Auf dem diesjährigen MucCon 2012 (www.muc-con.de) werden wir sie präsentieren, unsere Gewinner prämieren und eine Lesung veranstalten. Wir hoffen, viele der Teilnehmenden und Interessierte dort kennenzulernen.

Euer Team der Storyolympiade